Grüngürtel Köln

Abgeschlossene Projekte

Landschaft erleben im äußeren Grüngürtel

Auf dem äußeren Kölner Grüngürtel soll ein Rundweg für Fahrradfahrer und Fußgänger entstehen, der einmal um die Stadt herumführt. Das Ziel dieses vom Landschaftsverband Rheinland und der Stadt Köln unterstützten Projekts, ist die Vermittlung von Informationen rund um die Natur, Kultur und Geschichte der Stadt Köln und des Grüngürtels.

Um diesen Naturraum besser kennenzulernen wurden zunächst einmal Kartierungen zu verschiedenen Themen durchgeführt. Dabei wurde das Vorkommen seltener Pflanzen sowie Tieren wie Amphibien, Vögel, Insekten und Säugetieren erfasst.

Die Ergebnisse dieser Kartierungen werden aufgearbeitet und in eine spannende Rätsel-App für Kinder integriert. Auf unterschiedlichen Strecken im links- und rechtsrheinischen äußeren Grüngürtel müssen die Spieler sich, ähnlich einer Schnitzeljagd, von Station zu Station vorarbeiten und jedes Mal kleine Aufgaben lösen. Dabei lernen sie spielerisch die Natur und Geschichte um sie herum kennen.

Die besonders interessanten Orte im Grüngürtel wurden dokumentiert und beschrieben und anschließend in das Internetportal des Landschaftsverband Rheinland (LVR) Kultur.Landschaft.Digital (KuLaDig) gestellt.

Um einer weiteren Zielgruppe spannende Erlebnisse im Grüngürtel zu ermöglichen wurden gemeinsam mit der Umweltbildungseinrichtung Querwaldein e.V. Kurseinheiten für Kindergartengruppen und Grundschulklassen entwickelt. Von Frühling bis Herbst sind sie im äußeren Grüngürtel unterwegs und befassen sich dieses Jahr mit dessen Tierwelt.

Dieses Projekt wird vom Landschaftsverband Rheinland finanziert.

Bergische Heideterrasse

Abgeschlossene Projekte

Streuobst-was?

Streuobst

Streuobst-was?

Von Baumgärten und Obst-Prairien

Renaturierte Streuobstwiese in Köln-Langel (lrh.) im Spätfrühling, kurz vor Beginn der Wiesenblüte. Eine Vielzahl von Kräutern reckt sich zum Licht. Bild: Volker Unterladstetter

Streuobstwiesen stellen ein traditionelles Anbauverfahren im Obstbau dar, bei dem die Krone der Obstgehölze erst in einer Stammhöhe von ca. 1,80 m ansetzt. Dadurch bleibt unter den Baumkronen genügend Platz, um die Fläche auch zum Anbau von Viehfutter zu nutzen. Solche Zweinutzungskulturen wurden früher als Baumgärten (rheinisch Bongerte) bezeichnet. Traditionell wurden im Rheinland viele Streuobstwiesen durch Nutztiere wie Schafe oder Rinder beweidet (Sprachpuristen sprechen in diesem Fall von Streuobstweiden). In anderen Regionen Deutschlands war aber auch eine Heuwiesennutzung üblich, bei der das Gras mit der Sense geschnitten wurde und als Heu den Haustieren später im Jahr als Winterfutter diente. So entstanden unter den Obstbäumen allmählich blumenreiche Wiesenfluren, die zuweilen Obst-Prairien genannt wurden (von französisch prairie = ‚Wiese‘).

In alle Winde verstreut – aber was eigentlich?

Der Begriff Streuobstwiese führt oft zu einiger Verwunderung. Was soll denn da eigentlich verstreut sein? Sind es die Bäume, die scheinbar wahllos in die Landschaft gepflanzt werden? Oder hat es etwa mit dem Wiesenschnitt zu tun, der früher als Einstreu im Stall verwendet worden ist? Sprachgeschichtliche Untersuchungen haben gezeigt, dass nichts davon zutrifft. Die sprachlichen Ursprünge des Begriffs lassen sich bis ins 19. Jahrhunderts zurückverfolgen. Seither hat die Bedeutung des Wortes „Streuobst“ eine ebenso wechselvolle Geschichte erfahren wie die Baumgärten selbst. Zu Beginn der Geschichte diente er rein deskriptiv als Lagebezeichnung: Obstbäume wurden „in Streulage“ um die Dörfer und Höfe angebaut. Damit war die unmittelbare Umgebung der Dörfer gemeint. Erst im Verlauf des 20. Jahrhunderts wandelte sich die Konnotation. Nun war immer öfter von Obstbäumen die Rede, die in der Landschaft „verstreut“ wuchsen. Dieser „Streuanbau“ bzw. die „Streupflanzung“ wurde zunehmend kritisiert. Zu unrentabel galt vielen Autoren nun die alte Art der Hochstammkultur. Doch auch in dieser Bedeutung wurde nicht von verstreut stehenden Einzelbäumen gesprochen, sondern von Baumbeständen, die über die Landschaft verstreut standen. Im Zuge der Rodungsaktionen und der immer stärker in den Vordergrund tretenden Niederstammwirtschaft entstanden dann spätestens in den 1970er Jahren die heute bekannten Bilder von Altbeständen, in deren Reihen immer öfter Lücken klafften. Ohne Pflege und nachgepflanzte Jungbäume standen die übrig gebliebenen Altbäume nun tatsächlich verstreut in der Gegend herum.

Streuobstwiese im Abendrot

Streuobstwiese in Leverkusen-Atzlenbach im Licht der untergehenden Wintersonne. Rechtzeitig nachgepflanzte Jungbäume stehen bereit, die alten Baumveteranen abzulösen. Bild: Hans-Martin Kochanek

Ein Imagewandel mit Folgen

Doch die Reaktion auf den Zeitgeist der Flurbereinigung ließ nicht lange auf sich warten: Sie kam in Form der ersten modernen Naturschutzbewegung. Schnell erkannte man eben diese alten Obstbestände als wertvolle Elemente einer schwindenden Kulturlandschaft, die zahlreichen selten gewordenen Tierarten wie Wendehals und Steinkauz einen Lebensraum boten. Der alte Begriff „Streuobst“ wurde erneut uminterpretiert und verband sich schließlich zusammen mit dem Wort „Wiese“ zur Streuobstwiese – unter den Naturschützern nun ein eindeutig positiv konnotierter Begriff der Wertschätzung. Ob die ursprüngliche Bedeutung der Silbe „Streu“ zu dem Zeitpunkt noch bekannt war, ist nicht gewiss. Jedenfalls ging die Idee von den Obstkulturen in Streulage in der Folgezeit relativ schnell verloren. Heute findet man meist nur noch die eingangs beschriebenen Erklärungen für den Begriff „Streuobstwiese“. So hat letztlich jede Epoche dem Wort Streuobst eine neue Geschichte hinzugefügt. Wie wird wohl einst die nächste lauten?

Wer mehr zur Sprachgeschichte des Begriffs Streuobstwiese lesen möchte, dem sei der lesenswerte Artikel von Gerhard Weyers aus dem Jubiläumsheft des Pomologen-Vereins von 2017 ans Herz gelegt.

 

Bestandserfassung

Streuobst

Bestandserfassung

Den Bäumen unters Blätterkleid geschaut…

Dass Streuobstwiesen eine Welt im Rückgang sind, ist allgemein bekannt. Doch wie geht es den einzelnen Flächen in Leverkusen und Köln wirklich? Wieviele Altbäume stehen noch? In welchem Pflegezustand befinden sie sich? Wo stehen welche Obstarten, wo haben alte selten gewordene Sorten überlebt? An welchen Bäumen und auf welchen Flächen haben sich biologisch wertvolle Strukturen wie Baumhöhlen oder Totholzbereiche mit Insektengalerien ausgebildet? Diese und weitere Fragen stellen sich die MitarbeiterInnen der Naturschutzstation im Rahmen von Kartierungen und Bestandserfassungen. Dabei spielen durchaus unterschiedliche Aspekte eine Rolle: Neben den Fragestellungen im Bereich Arten- und Biotopschutz geht es auch um den Erhalt der alten Sortenvielfalt bei den Kulturobstgehölzen.

Sorten-Etikett verschwunden? Notizen verlegt? Kein Problem: Die punktgenaue Erfassung der Obstbäume im GIS-Verfahren sorgt für eine lückenlose Dokumentation sämtlicher Pflanzmaßnahmen.

Neben der klassischen Geländearbeit mit Klemmbrett und Kamera spielt die moderne Datenverarbeitung von georeferenzierten Datensätzen (GIS) eine entscheidende Rolle. Zusätzlich zur Erfassung von Basisdaten wie Lage der Fläche, Anzahl der Bäume, Alters- und Vitalitätsklassen in einem kommunalen Streuobstwiesen-Kataster werden auch baumgenaue Punktdaten erhoben und verarbeitet. So konnten im Rahmen von Kartierarbeiten in Köln bisher über 1.700 Obstbäume aller Arten und Altersstufen erfasst werden. Diese Bäume werden mit Hilfe von Luftbildern und topographischen Karten punktgenau auf den Flächen lokalisiert. Damit ist zum ersten Mal eine exakte Erfassung und Dokumentation aller nachgepflanzten Jungbäume auf dem Kölner Stadtgebiet möglich. Anhand von pomologischen Untersuchungen kann in den kommenden Jahren die Sortenechtheit der erfassten Bäume überprüft werden. Das Kölner Obstbaumkataster ist somit ein entscheidendes Werkzeug für das stadtweite Management der vorhandenen Sortenvielfalt.

 

Ehemalige Kiesgruben

Geschützte Gebiete

Thielenbruch

Geschützte Gebiete

Impressionen aus dem Thielenbruch

Kölner Rheinaue

Geschützte Gebiete

Impressionen

Artenreiches Stadtgrün

Wiesen

Artenreiches Stadtgrün

Neue Wege zur Vielfalt im Stadtpark

Öffentliche Grünräume stellen eine der größten Flächenressourcen in Großstädten wie Köln und Leverkusen dar. Bisher wurden Stadtparks meist nur als Ort der Erholung und Freizeitnutzung für uns Menschen konzipiert. Dabei bieten viele der größeren Landschaftsparks abseits der zentralen Aufenthaltsräume Flächen, die im Rahmen einer naturnahen Pflege leicht in artenreiche Lebensräume für viele Tier- und Pflanzenarten verwandelt werden könnten.

Spätestens seit dem „Bienensterben“ wünschen sich auch viele Bürgerinnen und Bürger ein vielfältiges und buntes Lebensumfeld. Statt monotoner Rasenflächen bis zum Horizont können Wildblumenwiesen, bunte Säume, Tümpel, Steinhaufen und naturnahe gestufte Waldmäntel die urbanen Landschaften unserer Umgebung zu ästhetisch ansprechenden Lern- und Erfahrungsorten machen. Die Naturschutzstation berät die Stadt Köln im Rahmen der Initiavie „Stadtgrün naturnah“ und wirbt für eine naturnahe Grünpflege.

StadtNaturParke in Ossendorf und Vogelsang

Rasenflächen bis zum Horizont? Das gehört in zwei Stadtparks in Köln-Ehrenfeld bald der Vergangenheit an. Stattdessen werden dort in den kommenden Jahren mit unterschiedlichen Methoden auf mehr als 6 Hektar Fläche Wildblumenwiesen angelegt, wie sie für das Rheinland einst typisch waren. Die Maßnahmen sind Teil der Bemühungen der Stadt Köln, die Artenvielfalt in öffentlichen Grünräumen zu fördern. Als finanzstarken Partner hat sie dafür die Kölner Grünstiftung gewinnen können. Die NABU-Naturschutzstation berät die Projektpartner bei fachlichen Fragen rund um Anlage und Entwicklungspflege und führt in den kommenden Jahren ein Monitoring der jungen Wiesen durch.

Spenderheu von artenreichen Wiesen: Duftet nicht nur herrlich nach Kräutern, sondern enthält auch unzählige Samen von Wiesenblumen. Bild: Volker Unterladstetter

Im Projekt werden unterschiedliche Methoden der Wiesenanlage erprobt. Per Mahdgutübertragung wird auf drei Flächen das Heu artenreicher Spenderflächen aus dem Raum Neuss verteilt. Das ausgebreitete Heu enthält die reifen Samen vieler verschiedener Wiesenblumen, die vor Ort herausfallen und keimen. Auch Moose, Pilze und Kleintiere werden bei dieser Methode an den neuen Standort gebracht, so dass dort im besten Fall eine mehr oder minder exakte Kopie der Spenderfläche entsteht. Eine weitere praktizierte Methode ist die Einsaat von Regio-Saatgut gebietsheimischer Pflanzen. Das Saatgut stammt von Wildpflanzen aus der Region, so dass die genetische Ausprägung der Wildpflanzen optimal an ihren neuen Standort angepasst ist.

Wie können Sie das Ehrenfelder Wiesenprojekt unterstützen? Zwei Dinge sind vor Ort besonders wichtig: Erstens die Vermeidung von Nährstoffeinträgen in die jungen Wiesen. Besonders Hundehalter können die Wiesenentwicklung direkt unterstützen, indem sie eventuell anfallenden Hundekot ihrer vierbeinigen Begleiter entsorgen. Zweitens sollten die Wiesen gerade in der Wachstumszeit so wenig wie möglich begangen werden, da die meisten Wiesenblumen sich von Fußtritten kaum erholen. Das Ergebnis sind am Ende „Plattwiesen“, die weder ansprechend aussehen noch richtig gemäht werden können. Eine zweimalige fachgerechte Mahd im Sommer und im Herbst ist allerdings eine Voraussetzung dafür, dass die jungen Wiesen Jahr für Jahr vielfältiger und kräuterreicher werden. Die Standorte der Wiesen wurden in innerhalb der Parkanlagen so ausgewählt, dass möglichst wenig Nutzungskonkurrenz durch ParkbesucherInnen ensteht. Damit können die Parks auch weiterhin für Spiel und Sport genutzt werden, gewinnen durch die neuen Wiesen allerdings an Lebendigkeit und zeigen eine Landschaftsästhetik, die heute selten geworden ist.

Bedrohtes Paradies

Wiesen

Bedrohtes Paradies

Drei, zwo, eins… keins (mehr da)?

Artenreiche Fettwiese im Spätfrühling. Zahlreiche Wiesenkräuter gelangen nun zur Blüte. Bild: Volker Unterladstetter

Nicht nur die biologische Vielfalt von Wiesen ist atemberaubend. Leider halten artenreiche Wiesen auch den traurigen Rekord in der Gruppe der gefährdeten Ökosysteme. Geschätzte 92% des artenreiches Graslands sind in den letzten Jahrzehnten in NRW verschwunden, Tendenz weiter fallend. Mittlerweile sind die letzten Wiesen des Flachlands von vollständiger Vernichtung bedroht. Wenige Jahre intensivierter maschineller bzw. chemischer Nutzung reichen aus, um aus einer Jahrhunderte alten artenreichen Wiese einen monotonen Grasacker zu machen. Die Anwendung von Kunstdünger und Gülle steigert zwar kurzfristig den Ernteertrag auf Wiesen, allerdings auf Kosten der Vielfalt. Die allermeisten Pflanzen und Tiere sterben im Rahmen solcher Produktivitätssteigerungen auf den Flächen aus. Ist die Wiese dann erst einmal an Arten verarmt, dauert es viele Jahre, um daraus wieder eine blütenreiche Magerwiese zu entwickeln.

Was wir tun

Die Naturschutzstation engagiert sich in ihrem Arbeitsgebiet in Köln und Leverkusen für den Erhalt der letzten artenreichen Wiesen. In den meisten Fällen sind diese Wiesen kleine Reliktflächen, die abseits der großen Agrarflächen in Naturschutzgebieten überdauert haben. Größeres zusammenhängendes Wiesenland mit einer mehr oder minder intakten Artengarnitur findet sich heute nur noch in den Rheinauen.

Neben dem dringenden Schutz der Altwiesen arbeitet die Naturschutzstation in verschiedenen Projekten an der ökologischen Aufwertung bzw. Wiederherstellung artenarmer Graslandflächen, um den zahlreichen gefährdeten Pflanzen und Tieren zusätzlichen Lebensraum zur Verfügung zu stellen. Gerade wenig genutzte öffentliche Grünflächen eignen sich an vielen Standorten dazu, die fast ausgestorbenen artenreichen Wiesen von einst wieder in unsere Landschaften zurückzuholen. In Köln haben wir mit dem Konzept der „StadtNaturParke“ einen Vorschlag entwickelt, wie Erholungs- und Freizeitnutzungen in größeren Grünanlagen mit bunten Heuwiese und anderen naturnahen Biotopelementen verbunden werden können. Und auch in Leverkusen werden wir in den kommenden Jahren verstärkt im Bereich des kommunalen Grüns tätig sein.

 

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