Lokale Obstsorten

Streuobst

Lokale Obstsorten

Rheinisch-bergische Originale neu entdeckt

So ganz genau kennt sie niemand, die Zahl der existierenden Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Pflaumensorten. Doch eines wird schnell klar, wenn man sich mit historischen Sorten beschäftigt: Die Zahl muss gewaltig sein. Auf dem Höhepunkt der Sortenvielfalt, im ausgehenden 19. Jahrhundert, soll es allein etwa 2.000 verschiedene Apfelsorten im deutschsprachigen Raum gegeben haben. Kaum vorstellbar aus heutiger Sicht. Ebenso wenig vorstellbar erscheint uns auch die Tatsache, dass viele dieser historischen Sorten wohl schon für immer verschwunden sind. Manch andere Sorte scheint bereits verschwunden, mag aber noch irgendwo unerkannt in der Landschaft wachsen. Die Gruppe der Pomologen (Obstkundler) in Deutschland ist überschaubar, ihre Arbeit immens.

Historische pomologische Abbildung aus „Deutschlands Kernobstsorten“ von Johann Baptist Lexa von Aehrenthal (1777-1845).

Manche der in vormoderner Zeit entstandenen Obstsorten ist nie so recht über ihre Ursprungsregion hinausgekommen. Solche Lokal- oder Regionalsorten wurden typischerweise in geographisch begrenzten Kulturräumen angebaut und blieben dort erhalten, weil sie besonders widerstandsfähig waren, oder andere besondere Eigenschaften besaßen, die die Menschen schätzen. So wurden im Rheinland und im Bergischen Land etwa besondere Apfel- und Birnensorten angebaut, um sie zum regionaltypischen „Kraut“ zu verarbeiten.

Mit dem Niedergang des Hochstamm-Obstbaus in den 1950er bis 70er Jahren gerieten viele dieser ehemals weit verbreiteten und sehr beliebten Landsorten in Vergessenheit. Wer früher im Bergischen wohnte, kannte natürlich die Neukirchener Butterbirne oder den Bergischen Herrenapfel. In der Rheinebene wiederum waren Rheinisches Seidenhemdchen, Degeers Renette oder der Blaue Kölner keine Unbekannten. Dieses Wissen um die alten Sorten und ihre besonderen Vorzüge erodiert jedoch seit Jahrzehnten. Aktuell erleben wir, wie die allerletzte Generation von Menschen aus dem Leben tritt, die die alte Zeit der Streuobstkultur noch aktiv miterlebt hat. Für den Erhalt der alten Regionalsorten wird es damit höchste Zeit.

Bei der Betreuung der über 80 Streuobstbestände in Leverkusen und Köln legt die Station großen Wert darauf, wiedergefundene alte Lokalsorten nachzupflanzen und durch fachgerechte Pflege in situ zu erhalten. Die Altbestände in Leverkusen und Köln werden pomologisch erfasst, um noch vorhandene Standorte von lokalen Obstsorten zu identifizieren und zu sichern. Auf Anfrage können die Mitarbeiter der Naturschutzstation versuchen, von diesen Altbäumen Edelreiser zu gewinnen.

 

Sortenhandbuch

Die Naturschutzstation hat von 2008 bis 2016 an einem LVR-Projekt mitgearbeitet, in dem intensiv nach den alten Lokalsorten des Rheinlands gesucht wurde. Die Ergebnisse werden in dem äußerst lesenswerten Band „Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – neu entdeckt“ präsentiert (in der Station gegen Schutzgebühr erhältlich). Es beinhaltet rund 100 aufwendig erstellte Sortensteckbriefe von Äpfeln, Birnen, Kirschen, Pflaumen und Pfirsichen aus dem Rheinland.

Ernte & Vermarktung

Streuobst

Ernte & Vermarktung

Von der Wiese direkt auf den Tisch

Etikett des Rheinischen Streuobst-Saftes aus Köln und Leverkusen. Die Fünf-Liter-Kartons sind bei der Station erhältlich.

Um den nach wie vor erheblichen Verlust von Streuobstwiesen zu stoppen, gibt es eigentlich nur ein probates Mittel: Erhalten durch Aufessen. Beziehungsweise durch Auftrinken. Nur wenn die typischen Erzeugnisse der Baumgärten vermehrt angeboten und klug vermarktet werden, kann diesem vielleicht schönsten aller landwirtschaftlichen Anbausysteme wieder ein Wert zugewiesen werden, der auch wirtschaftlich tragfähig ist. Die Vorbedingungen dafür sind eigentlich günstig, denn Streuobstprodukte haben es in sich! Dass etwa modernen Apfelsorten die Polyphenole (und damit die gesundheitsfördernden Eigenschaften par excellence) weggezüchtet worden sind, wissen noch immer nur Eingeweihte. Und dennoch: Das Interesse am Streuobst wächst wieder. Gerade Menschen aus dem Lager der kritischen und zur Selbstreflexion fähigen Verbraucher wissen den Wert von lokal und naturschonend produzierten, bekömmlichen und dabei schmackhaften Nahrungsmitteln längst zu schätzen. Die Nachfrage ist gerade in der Großstadt vorhanden. Handgemalte Äpfel und Steinkäuze auf den Etiketten von Saftflaschen sind beim Marketing allerdings eher von gestern. Was heute zählt ist vielmehr, den hochwertigen Erzeugnissen ein neues, zeitgemäßes Image zu verpassen.

Bei ihrer Erhaltungsarbeit auf den Streuobstwiesen von Leverkusen und Köln legt die Naturschutzstation großen Wert darauf, Erzeugnisse herzustellen, die als geschmackvolle Botschafter für den Naturschutz an den Konsumenten weitergegeben werden. So werden jedes Jahr Streuobst-Säfte gekeltert und verkauft. 2019 konnten erstmalig auch in Köln rund 3000 Liter Apfel-Birnen-Saft hergestellt werden.

Der Streuobst-Saft in den Fünf-Liter-Kartons ist heiß begehrt und auf Anfrage in der Station erhältlich. In den kommenden Jahren soll die Produktpalette auch um Tafelobst und Obstbrand erweitert werden.

 

Piepmatz :)

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Wechselkrötenprojekt beim WDR

Preisverleihung

Das Foto der Preisverleihung ist von Anna Rauhaus / Zoo Köln.

Anlässlich der Preisverleihung zum offiziellen Projekt der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ fand unser Wechselkrötenprojekt Erwähnung beim WDR. Den Textbeitrag erreichen Sie über diesen Link

Zusätzlich war unser Mitarbeiter Elmar Schmidt bei der Lokalzeit:

 

Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt

NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln, Kölner Zoo und TU Braunschweig erhalten Auszeichnung als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt.

Das Projekt „Artenschutz für die Wechselkröte in Köln“ wurde am 20.05.2019 als offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgezeichnet. Die Auszeichnung wird an Projekte verliehen, die sich in vorbildlicher Weise für die Erhaltung der biologischen Vielfalt einsetzen.

 

offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt

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