Ein rheinisches Obstsortenarchiv entsteht
Die Biologische Station hat mit der Arbeit an der neuen Sortenerhaltungskultur für rheinische Obstsorten in Köln begonnen. 164 historische Obstsorten mit Bezug zum Rheinland und seinen Nachbarregionen soll die Erhaltungskultur im Bergheimer Dreieck umfassen. Viele der Sorten mit kuriosen Namen wie Hesselmanns Schlotterapfel, Wellers Eckenhagener oder Grevenbroicher Knorpelkirsche sind heute in ihrem Bestand stark gefährdet und kaum noch auf Streuobstwiesen zu finden. Nun konnten die ersten 50 Bäume unter tatkräftiger Unterstützung der Jüdischen Liberalen Gemeinde Gescher LaMassoret e.V. gepflanzt werden. Das Gemeinschaftsprojekt von Stadt Köln und Biologischer Station wird finanziert durch die Kölner Grünstiftung und die Jüdische Liberale Gemeinde.
Der Verlust an historischen Kulturobstsorten war in den letzten sechs Jahrzehnten beispiellos. Ein Großteil der noch vorhandenen Sorten droht kurz- bis mittelfristig in Deutschland auszusterben, wenn keine geeigneten Maßnahmen zu ihrer Identifizierung, Sicherung und Vermehrung unternommen werden. Um diese Sorten zu erhalten, bieten sich sogenannte Erhaltungskulturen an. Das Konzept für eine solche Erhaltungskultur hat die Biologische Station für Köln ausgearbeitet und vorgelegt. Die Umsetzung wurde im Sommer 2021 vom Kölner Stadtrat beschlossen. Auf einer ehemaligen Ackerfläche im Bergheimer Dreieck entsteht damit in den kommenden Jahren eine Obstwiese der Superlative. Rund 160 historische Kulturobstsorten mit Bezug zum Rheinland sollen hier eine neue Heimat finden. Die Erhaltungskultur Bergheimer Dreieck ist als Teil des Obst-Arboretums Köln (OAK) angelegt, das sein Zentrum auf Gut Leidenhausen hat. Das Obst-Arboretum ist eine Initiative zum Sortenerhalt mit dezentral organsierten Teilsammlungen im gesamten Kölner Stadtgebiet.
Die Obstsorten in der Erhaltungskultur Bergheimer Dreieck werden in thematischen Gruppen über die Fläche verteilt gepflanzt. Die Äpfel werden zum Beispiel nach Herkunftsregion geordnet, so dass zukünftig die Sorten aus dem Bergischen Land, aus der Eifel, vom Niederrhein usw. jeweils in ihrem eigenen Quartier erlebt werden können. So finden Gelbe Schafsnase, Hesselmanns Schlotterapfel und Bergischer Herrenapfel in der Sortengruppe Bergisches Land zusammen, während EifelerRambur, Luxemburger Reinette und Schicks Rheinischer Landapfel in der Sortengruppe Eifel wachsen. Bei den Birnen wurden die Gruppen hinsichtlich ihrer historischen Nutzungsweisen geordnet: Tafelbirnen, Kochbirnen, Dörrbirnen und Krautbirnen werden jeweils in ihrem eigenen Quartier zu stehen kommen. Über folgenden Link können Sie sich den Pflanzplan ansehen.
Neben den regionalen Sorten aus dem Rheinland werden auch einige seltene Obstsorten aus den Nachbarregionen aufgepflanzt, vor allem aus den Niederlanden und Belgien. Dies soll verdeutlichen, dass der Erhalt der historischen Kulturobstsorten eine gemeinsame europäische Aufgabe ist, die letztendlich nur in enger Zusammenarbeit zwischen Ländern, Regionen und nicht zuletzt den Menschen selbst gelingt. So wird die Erhaltungskultur am Bergheimer Dreieck in den kommenden Jahren auch durch einen Rundweg über die Fläche erschlossen, der an verschiedenen Stationen Infotafeln bereithält, die über die Hintergründe der Sortengruppen, ihrer Herkunft und ihrer zukünftigen Bedeutung für eine nachhaltige Landwirtschaft aufklären sollen.